Lokale Bildungslandschaften
Mit der Entwicklung von lokalen Bildungslandschaften (auch: kommunalen Bildungslandschaften) sollen Bildungsangebote und Bildungschancen im lokalen Raum verbessert werden, indem die Kooperation und Vernetzung der verschiedenen Bildungsakteure vor Ort zu einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft für Bildung führt. Alle bildungsrelevanten Akteure einer Kommune werden schrittweise zusammengeführt, die Angebote aufeinander abgestimmt und Erfahrungen ausgetauscht, um Bildung vor Ort optimal zu verzahnen. Übergeordnetes Ziel der Zusammenarbeit ist eine chancengerechte, vielfältige und umfassende Bildung in einer Kommune.
Lokale Bildungslandschaften können definiert werden als „langfristig angelegte, professionell gestaltete, auf gemeinsames, planvolles Handeln abzielende, kommunalpolitisch gewollte Netzwerke zum Thema Bildung, die ausgehend von der Perspektive des lernenden Subjekts formale Bildungsorte und informelle Lernwelten umfassen und sich auf einen definierten lokalen Raum beziehen“ (1).
Eine gelingende lokale Bildungslandschaft zeichnet sich durch folgende Merkmale aus (2):
1. Im Mittelpunkt steht das lernende Subjekt: Alle Menschen haben gerechte Chancen auf umfassende Bildung, können ihr Potenzial entwickeln und werden auf ihrem individuellen Bildungsweg so begleitet, dass keine Brüche entstehen.
2. Alle relevanten – schulischen und außerschulischen – Bildungsakteure vernetzen sich systematisch und arbeiten gemeinsam auf Augenhöhe zur Förderung der Lernenden zusammen. Sie kooperieren auch im Sinne einer Bildungskette, um insbesondere die Bildungsübergänge zwischen den verschiedenen Bildungsstufen zu begleiten.
3. Die Bildungslandschaft betrifft die ganze Kommune, sodass eine breite politische Unterstützung unerlässlich ist. Ohne politischen Willen kann eine Bildungslandschaft weder entwickelt noch langfristig finanziert werden.
4. Alle Bildungsakteure verfolgen gemeinsame Ziele und ziehen am gleichen Strang.
5. Die beteiligten Akteure erkennen an, dass Lernen überall und in vielfältigen Bildungsformen stattfindet (formal, non-formal, informell) und dass für Bildung die sozialen und emotionalen Kompetenzen genauso wichtig sind wie die kognitiven Fähigkeiten.
6. Notwendig ist eine professionelle Koordination durch eine Fachperson oder ein Bildungsbüro. Auch bedarf es ausreichender und verlässlicher Ressourcen für diesen Zweck.
7. Eine Bildungslandschaft ist nicht als befristetes Projekt, sondern auf Dauer angelegt. Chancengerechtigkeit in der Bildung kann nur langfristig verwirklicht werden.
Lokale Bildungslandschaften schaffen eine neue Grundstruktur in der Organisation von Bildungsprozessen und beziehen alle an Bildung Beteiligten in die Gestaltung, Pflege und den Aufbau des Bildungsnetzwerks ein. Da sich Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihres Wissens und Könnens in der Familie aneignen, sind die Eltern wichtige Partner. Notwendig ist auch eine systematische Vernetzung der Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung und der Aufbau eines Bildungsmonitorings, um ein stimmiges Gesamtkonzept der Bildung, Erziehung und Betreuung zu erreichen. (3)
Die Verknüpfung sämtlicher Lernorte und Lernsettings zielt nicht nur auf die Verbesserung der Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen, sondern von allen Bürgerinnen und Bürgern in einer Kommune: „Eine gut ausgebaute, konzeptionell aufeinander bezogene und verlässlich miteinander verknüpfte Bildungsinfrastruktur, die über die formalen Bildungsinstitutionen des Lernens hinaus (z.B. Kindertageseinrichtungen, Schule, Ausbildung, Universität etc.) auch die Familie, Cliquen, Jugendclubs, den Umgang mit neuen Medien, freiwilliges Engagement in Vereinen und Verbänden, Weiterbildungsangebote, Musikschulen, Bibliotheken, Jugendkunstschulen, Museen als Orte kultureller Bildung etc. einbezieht, kann zur gesellschaftlichen Teilhabe der Bürger/innen eines Gemeinwesens und zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen". (4)
Quellen:
(1) Peter Bleckmann/Anja Durdel: Lokale Bildungslandschaften. Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommunen. Wiesbaden 2009, S. 12.
(2) Vgl. Jacobs Foundation: Programm Bildungslandschaften Schweiz: 22 Netzwerke für mehr Bildungsgerechtigkeit. Zürich 2015.
(3) Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung: Glossar Kulturelle Schulentwicklung: Kommunale Bildungslandschaften, URL: https://www.bkj.de/kooperationen-bildungslandschaften/ (Zugriff: 20.07.2021).
(4) Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (2009): Empfehlungen des Deutschen Vereins zur Weiterentwicklung Kommunaler Bildungslandschaften, S. 1, http://www.deutscher-verein.de/de/uploads/empfehlungen-stellungnahmen/dv-19-09.pdf) (Zugriff: 20.07.2021).